Die Geschichte
SPANNENDE HINTERGRÜNDE ZUR ÜBER 50-JÄHRIGEN
HISTORIE DER ALSTERSCHWIMMHALLE
Vom Bauplan zur fertigen Schwimmhalle 1961 – 1973
1965
Der zukünftige Standort an der Sechslingspforte in Hamburg-Hohenfelde.
Sechslingspforte
1966
Modelle der beauftragten Architekten Horst Niessen und Rolf Strömer, die zuvor mit ihrem Bauplan einen Architekturwettbewerb gewonnen hatten – mit dem Ziel, eine moderne Schwimmhalle für internationale Wettkämpfe zu entwerfen.
Erste Modelle
Modelluntersuchung
Spannungsoptische Modelluntersuchung des einzigartigen Schalendachs an der Universität Stuttgart – das Modell wird dort heute noch für Lehrzwecke genutzt.
1968
Dachkonstruktion
Die imposante Dachkonstruktion misst rund 4.500 m2 und schwingt bei Sturm an den Enden um die 30 cm auf und ab. Nach ihrer Fertigstellung wurde mit dem Bau der Becken, Tribünen und der restlichen Anlage begonnen.
1968 begann der Bau der Halle nach der Genehmigung der Bürgerschaft zur Finanzierung und Baufreigabe. Die ehrwürdige Grundsteinlegung durch Finanzsenator Gerhard Brandes (Mitte) wurde am 12.07.1968 gefeiert.
Baufreigabe
Spezielle Dachkonstruktion
Die individuell angefertigte Dachkonstruktion wurde aus zwei Betonschalen zusammengesetzt, die auf drei Stützen ruhten, welche parallel die Dächer entwässerten.
Nichts geht über Tradition
Eine feierliche Tradition: In einer sog. Zeitkapsel wurden Zeitzeugen verstaut, um sie für nachfolgende Generationen aufzubewahren – diese wurde bei der Grundsteinlegung im Boden versenkt.
Schwimmhalle
Die Halle wurde in der geplanten Zeit von 5 Jahren fertiggestellt. Einschließlich geringfügiger Mehrkosten für eine moderne Zeitmessanlage und der Baukosten-Indexsteigerung kostete der Bau rund 32 Mio. DM.
10-Meter-Sprungturm
Die Fundamentlegung für den 10-Meter-Sprungturm – im Hintergrund ragen der Bunker und die beiden Schornsteine der Asklepios Klinik St. Georg aus dem Boden.
Deckenbau
Der Beginn des Deckenbaus als Fundament für das unverwechselbare Dach der Alsterschwimmhalle in der Form eines hyperbolischen Paraboloids – von vielen als „Schmetterling“ oder „überdimensionalen Rochen“ empfunden.
1969
Das Gerüst trägt die Schalung, auf der die Randbalken und die Spannbeton-Schale gebaut wurden. Sobald der Beton abgebunden hatte, konnte das Gerüst abgebaut werden und die Konstruktion trug sich selbst.
Deckenkonstuktion
Flügelspitzen des Dachs
Die Flügelspitzen des Gebäudes ragen an ihrem höchsten Punkt knapp 24 m in die Hamburger Luft!
Fertigstellung der Dachkonstruktion im September 1969: In den Rahmen wurde eine filigrane Betonschale gespannt.
Filigrane Betonschale
1970
Erst nach der Fertigstellung des Daches begann der Bau der restlichen Anlage – hier mit Baggerarbeiten für Fundamente, Becken und Co.
Baggerarbeiten
Richtfest
Richtfest am 10.03.1970: Weil der Bau insgesamt ein großes öffentliches Interesse weckte, waren zu diesem Anlass viele Schaulustige vor Ort.
50-Meter-Becken
Die südliche Wand des 50-Meter-Beckens wurde errichtet. Im Hintergrund das Eckhaus Ifflandstraße-Schröderstraße.
Filterkessel
Aufgrund der Größe der technischen Anlagen – hier Filterkessel – wurde die Technik unterirdisch lange vor dem eigentlichen Innenausbau installiert.
Wichtigkeit von Stahlbeton und Glas
Gemäß der vorherrschenden Architektur-Strömung „Brutalismus“ wurde sehr viel Stahlbeton und Glas verbaut. Eine Fassadenverkleidung oder auch nur Fassadenfarbe war somit nicht vorgesehen.
Das fertige Dach gehört zu den weltgrößten Schalen seiner Art: Die schräg aufragenden Randträger der Dachschale haben eine Tragarmlänge von max. 54 m, verjüngen sich nach oben hin und verleihen so dem Dach eine gewisse „Eleganz“. Die Schalendiagonalen sind 76,40 m und 56,20 m lang. Das Dach erreicht eine Spannweite von maximal 96 m – bei einer Schalendicke von nur ca. 8 cm!
Weltgrößte Schale
In vollem Gange: die Bauarbeiten für den Technikkeller und die Tiefgarage
Technikkeller und die Tiefgarage
Prominenter Bauplatz
Die Alsterschwimmhalle sticht an ihrem prominenten Bauplatz ins Auge – am Rande des Wohnquartiers, gut erreichbar durch Berliner Tor, Lübecker Tor und Sechslingspforte.
1971
Erste Probefüllung
Die erste Probefüllung des großen Hallenbeckens im Rohbauzustand, um die Dichtigkeit des Beckens zu prüfen. Das erste überdachte 50-Meter-Becken Hamburgs wird den Hamburgern zehn Schwimmbahnen bieten. Die Beckentiefe reicht dabei von 1,80 m bis 5,0 m.
Um die Fensterscheiben vor dem Beschlagen zu bewahren, wurden nachträglich Gittermasten vor die Fensterfront gestellt, in denen sich weiße Plastikrohre für die Luftzufuhr befanden. Obwohl sie als „visuelle Kränkung“ kritisiert wurden, waren sie notwendig, um später für eine freie Sicht durch das Glas zu sorgen.
Freie Sicht
Kalksandsteine dienten zur Herstellung von untergeordneten Wänden ohne tragende Funktion im Gebäude.
Kalksandsteine
Nach der Fertigstellung des Beckens wurde erneut ein großes Innenraumgerüst errichtet. Von hier erfolgte die Installation der Lüftungskanäle und der abgehängten Decke aus Aluminium-Paneelen.
Installation der Lüftungskanäle
1973
Am 20.01.1973 wurde die Alsterschwimmhalle durch Hamburgs ersten Bürgermeister Peter Schulz eröffnet. Sie bot die Kapazität von 5 Regionalschwimmbädern und wurde insbesondere aufgrund ihrer besonders zentralen Lage unersetzlich in der Hamburger Sportlandschaft.
Eröffnung
Sehenswürdigkeit
Behutsam, aber selbstbewusst fügt sich der Neubau in das Stadtbild ein. Es entstand eine bis heute einzigartige Landmarke.
Die Tribüne wurde für gut 2.000 Personen ausgelegt, die hier nationale und internationale Wettkämpfe verfolgen sollten. Das Bad erfüllte die seinerzeit höchsten technologischen Standards.
Schwimmbecken
Ein Kraftraum ergänzte die sportliche Ausrichtung des Angebots. Ein erster Ausblick auf die später entstehenden Fitness-Studios.
Kraftraum
Duschen für Schüler und Schülerinnen
Duschen
Duschen für erwachsene Besucher und Besucherinnen
Duschen
Ähnlich wie Grundsteinlegung und Richtfest war die Eröffnung ein Highlight des Sportjahres. Bürger und Menschen aus Medien, Politik, Kunst und Kultur fanden sich ein, um das Gebäude einzuweihen und zu feiern. Selbst ein Elefant durfte einen ersten Schluck frisches „Schwimmopern“-Wasser nehmen.
Eröffungsfeier
Sichtbeton und der für die 70er Jahre so typische Orange-Ton prägten die Anlage. Klare Linien, Licht und Helligkeit sollten für optische Breiten- und Leistungssportbedingungen sorgen.
10 Meter Sprungturm
Weitere prominente Gäste bei der Eröffnungsfeier: Seehunde.
Eröffnungs-Seehunde
1975
Besuchermagnet: Noch in den 70er Jahren wurde der 3.333.333. Gast zelebriert! Allein im ersten Jahr kamen über 1 Million Gäste.
3.333.333. Gast
1981
Bis Anfang der 1980er Jahre fanden regelmäßig Schwimmwettkämpfe in der Alsterschwimmhalle statt.
Schwimmwettkämpfe
1982
Im Lauf der 80er Jahre (lange nach den Olympischen Spielen in Deutschland) änderte sich der Zeitgeist: weg von Sport und Ertüchtigung hin zu Freizeit und Erholung. Auch die Schwimmoper wurde diesem Wandel unterzogen. Aus heutiger Erfahrung mehr schlecht als recht. Es passte einfach nicht in das als Schwimmsportstätte konzipierte Gebäude.
Eingangstür
1983
Erste Saunalandschaft
1983 wurde durch den Erholungs- und Freizeitgedanken die erste Saunalandschaft samt Dachterrasse und Sonnenwiese eröffnet, welche Gesundheit und Wellness verband.
Fortschritt Braucht Veränderung 1984 – 1999
1984
Die Sonnenwiese kombinierte Infrarot- und UV-Lichtlampen zum Bräunen und Wärmen auf einer Terrassenfläche in der großen Schwimmhalle. Von Ruhe und Erholung noch keine Spur: Das ständige Rauschen des Wasserkreislaufes durfte nicht abgestellt werden.
Erste Sonnenwiese
Die Landhaus-Natur-Optik stellte einen spannenden Bruch zum Brutalismus des Sichtbetons, der klaren Linien und reißbrettartig verlegten Mosaikfliesen der Schwimmhalle dar.
Reißbrettartige Mosaikfliesen
1985
Ein Fitnessstudio fand Einzug in das neue Bad. Es befand sich hinter den Tribünen und folgte auf den rudimentären Kraftraum aus Neubautagen.
Erstes Fitnessstudio
Die Umgestaltung zum Freizeitbad schritt voran: Palmen als Sinnbild für Karibikstrände und Urlaubsvergnügen wurden das prägende des ursprünglichen Sportgebäudes.
Tropischer Look
Urlaubsfeeling
Auch im neueröffneten Fitnessstudio sollten Trainierende Urlaubsfeeling bekommen.
Durch die großen glatten Flächen und weiten Räume breitet sich Schall sehr gut aus. Es gibt keine Rückzugsorte, keinen Sichtschutz, keine Wickelmöglichkeiten usw. Richtige Spiellandschaften fehlen auch. Angemessene Kleinkindatmosphäre war unmöglich zu erreichen.
Erste Spiellandschaften
Erstes Babybecken
Inbetriebnahme der umgebauten Spiel- und Spaßbereiche und des Whirlpools. Außerdem wurde ein Kleinkindbereich errichtet.
Tex Bar
Hervorragendes Gastronomie-Angebot: Nach der Tex‘ Bar …
1986
… wurde 1986 die Splash Bar auf der Tribüne mit Blick auf die Schwimmhalle eröffnet.
Splash Bar
Schwimmen und Drinks
Gäste lieben die neue Bar mit bester Aussicht.
1987
Außen-Sprudelbecken
Im Außenbereich zur vielbefahrenen Sechslingspforte wurde ein beheiztes Sprudelbecken ergänzt. Die 8-eckige Gestaltung und der Sprudelbrunnen in der Mitte verhinderten förmlich sportliche Betätigung. Der ursprüngliche Charakter als Sportbad wurde völlig vernachlässigt.
Wie bei allen Becken verläuft die Wasserzu- und Ableitung unterirdisch um das Becken herum.
Unterirdische Wasserleitungen
1990
Riesenrutsche
Im Dezember 1990 wurde mit der Eröffnung der neuen Riesenrutsche am Sprungturm der Spaßfaktor weiter ausgebaut. Zwischenzeitlich fand eine Farbneugestaltung der Halle statt: Das saftige Orange wich sonnigem Hellgelb.
… die 57 Meter lange Riesenrutsche!
Machte Spaß
1992
Eine weitere Rutsche wurde feierlich eingeweiht und sie hatte einen besonderen Namen: die HipHop-Rutsche!
Riesengeschenk für die Gäste
1993
Im Rahmen der Einweihung wurde auch auf dem benachbarten Sprungturm ein kleines Programm zelebriert.
Kanu-Sprung
1999
Ein Riesentrend der 80er Jahre: Solarien! Auch die kamen neu im Freizeitangebot der Alsterschwimmhalle dazu.
Erste Solarien
Eine Wasserski-Anlage in der Alsterschwimmhalle: cool – blockierte aber leider auch die Schwimmflächen.
Wasserski-Anlage
Weil die Spaß- und Freizeitelemente nicht mehr so viele Besuchende lockten wie im ersten Betriebsjahr 1974, bewegte man sich langsam wieder weg von diesem Gedanken. Nach nunmehr 25 Jahren pendelte sich die Besucherzahl bei rd. 400.000 ein und die Alsterschwimmhalle blieb somit Hamburgs besucherstärkstes Bad.
Hamburgs besucherstärkstes Bad
2003
Vom 14. bis 18. Mai 2003 fanden die 115. Deutschen Meisterschaften im Schwimmen in der Alsterschwimmhalle statt.
Deutsche Meisterschaften
2004
Zur Jahrtausendwende erlebte die Alsterschwimmhalle eine Renaissance als Sportschwimmbad. Frühere Störfaktoren kamen zurück, Beliebtes wurde hervorgehoben. Das weihnachtliche Lichterschwimmen wurde ein Highlight, das im Sportbad den Heiligabend einleitete.
Lichterschwimmen
2012
2012 wurde das Wasserball Länderspiel Deutschland gegeben Serbien in der Alsterschwimmhalle ausgerichtet.
Wasserball-Länderspiel
2020
Den letzten historischen Wettkampf bildeten die 5. SWIM 100x100: Unter dem Motto „Are you tough enough?“ absolvierten Ende Februar rund 100 Schwimmer:innen den Wettkampf.
Letzter Wettkampf
Im März 2020 mussten alle Hamburger Schwimmbäder wegen der Corona-Pandemie geschlossen werden. Für die Alsterschwimmhalle bedeutete das den früher als geplanten Startschuss zum Umbau.
Schließung
Im August 2020 versteigerte Bäderland gemeinsam mit MenschHHamburg e.V. einige Einrichtungsgegenstände und Memorabilia der Schwimmhalle. Mit den Erlösen wurden später Schwimmschulkurse für sozial benachteiligte Kinder finanziert.
Alles für die Schwimmschulkurse
Weil die Spannbetondecke des Dachs unter der hohen Chlorid-Belastung litt, musste es umfassend saniert werden. Es sollte dennoch seinen unverwechselbare, architektonisch anspruchsvolle bau- und stadtgeschichtliche Bedeutung beibehalten und weiterhin maßgeblich zum Stadtbild beitragen!
Sanierung
Nach der Charity-Auktion war die Schwimmhalle bereit für den Umbau!