Bäderland Hamburg startet Pilot-Projekt mit „Oben ohne“-Schwimmzeiten für alle
28.04.2023
Seit dem vergangenen Jahr sind „Oben ohne“-Schwimmzeiten ein viel diskutiertes Thema. Erste deutsche Badbetreiber machten ihren Gästen entsprechende Angebote. Um festzustellen, ob der Wunsch nach einer angepassten Kleiderordnung auch in der Hansestadt gegeben ist, führte Bäderland Hamburg eine repräsentative Onlinebefragung durch. Die Ergebnisse sind ambivalent – aber von hanseatischer Offenheit geprägt. Daher hat sich der öffentliche Badbetreiber dazu entschieden, an zweien seiner Standorte einen entsprechenden Probebetrieb zu starten – im Kaifu-Bad und im Hallenbad Wandsbek. Ab Anfang Mai ist hier das „Oben ohne“-Schwimmen zu vorgegebenen Zeiten gestattet, aber nicht vorgeschrieben.
In den öffentlichen Hamburger Bädern ist an Badekleidung erlaubt, was als „gesellschaftlich üblich“ angesehen wird. Die jährlich rund 4,5 Millionen Bäderland-Gäste zeichneten ein deutliches Bild – die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale wurden in Hallenbädern und beim Schwimmen bedeckt, jedenfalls von den mehrheitlich weiblichen Gästen. Dem gegenüber wird das „Oben-ohne“-Sonnen in den Hamburger Freibädern schon jahrzehntelang von vielen praktiziert.
Um nun proaktiv einen validen Eindruck über sich vielleicht verändernde gesellschaftlich übliche Normen und insbesondere die Gästemeinung zum „Oben ohne“-Schwimmen zu erhalten, initiierte Bäderland über Research for Future, ein Hamburger Meinungsforschungsinstitut, eine repräsentative Onlinebefragung. Von mehr als 16.000 Befragten ergab sich eine Teilnahmequote von über 12 Prozent und damit über 2.400 vollständig ausgefüllte Befragungen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Hamburger:innen keinen starken Wunsch nach einer angepassten Kleiderordnung in den öffentlichen Hamburger Schwimmbädern verspüren. Dennoch spiegelt die Umfrage auch eine für die Hansestadt typische Toleranz und Aufgeschlossenheit gegenüber entsprechenden Wünschen wider. Denn immerhin 47 Prozent der Befragten stehen der Fragen des „Oben ohne“-Schwimmens zu ausgewählten Zeiten oder an bestimmten Standorten positiv gegenüber. Allerdings lässt diese Offenheit ab einem Alter von 40 Jahren deutlich nach. Wer älter als 60 Jahre ist, lehnt das Thema „Oben ohne“ mehrheitlich ab. 43 Prozent aller Teilnehmenden sind für eine explizite Erlaubnis, 29 Prozent dagegen – wobei rund 70 Prozent der weiblichen Befragten entsprechende Angebote selbst nicht nutzen würden, 21 Prozent zeigen sich unentschlossen und nur 9 Prozent würden es tun. Wobei Letztere die Bäderland-Standorte derzeit nur rund einmal monatlich oder seltener besuchen.
Auch wenn ein Großteil der Befragten nicht persönlich an entsprechenden Angeboten interessiert ist, würden Dreiviertel der Befragten ihr Besucherverhalten nicht ändern, wenn es „Oben ohne“-Schwimmzeiten für alle gäbe. 13 Prozent würden die Schwimmbäder von Bäderland hingegen seltener oder gar nicht mehr besuchen, 4 Prozent der Gäste würden häufiger den Weg in eines der Bäder finden.
Pilot-Projekt an zwei Bäderland-Standorten
In Folge der Umfrage startet Bäderland nun ab Mai einen pilothaften Probebetrieb an zwei zentralen Bad-Standorten. Vorbild für solche Pilotprojekte gibt es in der Branche bereits mit Göttingen, Gießen, Köln und anderen deutschen Städten. Am Standort Kaifu-Bad wird es künftig wöchentlich immer dienstags und im Hallenbad Wandsbek immer donnerstags jeweils ganztägig „Oben ohne“-Betrieb für alle geben. Wichtig ist dabei, dass es sich dabei um ein freiwilliges Angebot handelt.
Das Kaifu-Bad verfügt über lange Öffnungszeiten bis 22 Uhr und insbesondere das kultige Sommerfreibad wird gerne bezirksübergreifend von allen Bevölkerungsgruppen genutzt. Gleichzeitig bedient die in Norddeutschland einzigartige Salz-Therme „Kaifu-Sole“ die eher Erholung und Entspannung suchenden Zielgruppen. Am Standort findet außerdem und in Kooperation mit einem Fitnessstudio der klassische, eher lokal geprägte, private Schwimmsport statt. Sowohl die Schwimmschule als auch die Sauna sind weitere etablierte Angebote und verdeutlichen die Nutzung durch nahezu alle Teile der Hamburger Bevölkerung. Es ist aufgrund seiner guten Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel und seiner zentralen Lage ideal für die Pilotphase geeignet und bedient die Region „Hamburg westlich der Alster“.
Das Hallenbad Wandsbek steht in dieser Pilotphase stellvertretend für die eher klassisch-sportlich und fast ausschließlich lokal genutzten „Regionalhallenbäder“. Es versorgt mit umfangreichen Schulschwimm- und Vereinstrainingszeiten sowie Gesundheits- und Familienkursangeboten im oftmals parallelen öffentlichen Betrieb die gewachsenen lokalen Nachbarschaften. Das Bad liegt in Hamburgs größtem Bezirk Wandsbek, zeichnet sich durch dessen divers-multikulturelle Besucherstruktur aus und wird auch für regelmäßige Familienbesuche genutzt. In der Pilotphase bedient es aufgrund seiner zentralen und sehr gut erreichbaren Lage die Region „Hamburg östlich der Alster“.
Beide Bäder bieten neben der umfassenden Sport- und Freizeitnutzung auch den Bäderland Schwimmclub und haben täglich wiederkehrende, langjährig treue Bahnenschwimmgäste. Damit sind sie sehr gut dazu geeignet, die Summe der tatsächlich an einer Badnutzung interessierten Bevölkerung vollständig abzubilden. Bäderland wird die Pilotphase mindestens ein Jahr laufen lassen, um alle saisonalen Effekte der Branche abbilden zu können.
Über Bäderland Hamburg:
Bäderland Hamburg ist der Betreiber aller öffentlichen Schwimmbäder, Thermen und Saunaanlagen in Hamburg. Mit rund 500 Mitarbeiter:innen bedient das Unternehmen die Hamburger Nachfrage nach sportlichem Schwimmen, Schwimmenlernen, Erholung,
Wellness und Sauna. Mit einer Wasserfläche von über 46.000 qm und knapp 30 Locations im gesamten Stadtgebiet ist Bäderland der flächenmäßig größte Freizeitanbieter der Hansestadt. Jährlich besuchen über vier Millionen Gäste die kleinen und großen Anlagen. Für ihre professionelle und couragierte Arbeit wurden die Mitarbeiter:innen von Bäderland unter anderem mit dem Preis „Hamburger des Jahres 2018“ ausgezeichnet.
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